Der Nordwesten Australiens

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Von Exmouth nach Darwin (von wo aus wir weiterfliegen) mussten wir’s noch ordentlich rollen lassen, ca. 5000 km hatten wir noch vor uns, aber mit den übrigen 15 Tagen auch genügend Zeit. Das Hörbuch ‘Die Känguru Chroniken’ hat uns die ganze Fahrt über prächtig amüsiert, so dass die Zeit im Nu verflogen ist.
Zunächst ging es von der Küste weg tief ins Outback in Richtung Karijini NP. Dabei ging es nicht selten hunderte Kilometer nur geradeaus, auf einer endlosen Straße, ohne, dass sich die vorbeiziehende Landschaft merklich verändert hätte. Vielleicht hier und da mal ein verwaistes, auf dem Dach liegendes Auto am Straßenrand (Sekundenschlaf ist hier ein großes Problem), ein Dingo (australischer Wildhund) oder ein Känguru, die uns vom Straßenrand aus angeglotzt haben.

Zum Glück führen diese langen Strassen auch zu ein paar lohnenswerte Nationalparks, die uns mit eindrucksvollen Felsformationen aus rotem Sandstein, wunderschönen Wasserfällen, Palmen und grünen Pflanzen regelrecht aus den Socken gehauen und für reichlich Abwechslung gesorgt haben. Längere Wanderungen waren bei der extremen Hitze sauanstrengend – sehr Willkommen waren daher die vielen, kleineren Spaziergänge, die häufig in effektvollen Felsenpools geendet und direkt zum Planschen und Erfrischen eingeladen haben. Herrlich! Gerade der krasse Kontrast zwischen dem Rot der Erde, der saftig grünen Vegetation und dem Wasser war besonders spannend und ein Traum für (fast) alle Sinne. Außergewöhnlich schön!

Ging’s bisher noch durch dürre Geröllwüsten mit trockenem, aber derzeit auch zartgrünem, pieksendem Spinifex Gras, fuhren wir weiter nördlich zunehmend durch steppenhafte Prärielandschaften mit dicken, jahrhundertealten Affenbrotbäumen, schwarz verkohlten Landschaften und aufsteigender Qualm von lodernden Buschfeuern. Klingt eintönig und langweilig, aber gehört halt zur Outback Erfahrung dazu und hat seinen ganz eigenen Charme.

So sehr uns das Wasser in der Hitze (Nachts zT nicht unter 30°C) immer wieder angelockt hat, in Australien’s Norden sollte man beim Sprung ins kalte Nass stets Acht geben, nicht als Krokodilfutter zu enden. Hier leben die weltweit größten Reptilien: Leistenkrokodile und die kleineren Australien-Krokodile. Salties und Freshies werden sie hierzulande ganz liebevoll genannt. Die Freshies sind mit maximal 3m ‘eher klein’ und Menschen gegenüber scheu. Die Salties hingegen können über 6 Meter lang werden, sind aggressiv und verachten auch kein Menschenfleisch. Mit den süßen Freshies waren wir sogar mal im gleichen Wasserloch baden, was schon sehr cool war.
Aber noch mehr wollten wir einen Saltie in seiner natürlichen Umgebung aufspüren und beobachten. Also sind wir Frühs zum Marlgu Billabong in den Kimberleys, einem kleinen, ganz bezauberndem Naturschutzgebiet, was mit hübschen Wasserlilien und Hunderten von Vögeln übersäht war. Ein ganz besonderes, idyllisches Plätzchen. Und irgendwo dazwischen leben die Kroks – ganz still und heimlich ‘schleichen’ sie durchs Wasser und beobachten ihre Umwelt (und uns am Ufer). Mit ihnen wollten wir kein gemeinsames Bad im Pool nehmen, lediglich vom sicheren Steg aus belauern. Wie aus dem Nichts gab’s plötzlich in einiger Entfernung großes Gespritz und drumherum sind die Vögel aufgestoben und es war klar: Da ist ein Kroko am Jagen gewesen. Leider wurde es gleich wieder ruhig, so dass wir nicht wirklich viel von der Action gesehen haben, geschweige denn fotografieren konnten. Kurz darauf haben wir es nochmals entdeckt, allerdings 400m entfernt und im Schleichmodus unterwegs. Ohne Greg’s Fernglas, nur mit dem bloßen Auge, hätten wir es unmöglich erkennen können, denn tricky ist, dass man meist nur die Augen aus dem Wasser lugen sieht.
Greg haben wir dort am See kennen gelernt, ein netter australischer Vogelphotograph und -maler. Neugierig und interessiert an ihm und an dem, was er so macht, kamen wir ins Gespräch. Er war ziemlich gesellig und hat uns viel Interessantes über dieses Gebiet, die Vögel, die Krokos und über sich selbst verraten. Wir waren uns irgendwie sympathisch und so kam’s, dass wir uns mit ihm nochmal am Nachmittag dort getroffen haben, in der Hoffnung, etwas mehr Krokodile zu Gesicht zu bekommen. Leider hatten wir damit kein Glück, aber dafür einen brillianten Sonnenuntergang. Nicht weit davon entfernt haben wir zusammen gecampt, zu Nacht gegessen und später am Abend hat Greg uns dann in einer Spontanaktion auf dem Dach seines Landrovers nochmal mit zum Wasserloch genommen. Allein das war ein schon ein kleines Abenteuer 😉 Irgendwie hatte er sich für uns erhofft, dass wir einen Kroko mal so richtig aus der Nähe sehen können, in krasser Action mit wildem Reißen und Blutspritzen und so. Ok, zugegeben, Letzteres war mehr unser Wunsch und kam vor allem von seinen profimäßigen Schnappschüssen, die er uns am Mittag gezeigt hatte: Ein Krokodil hatte vor seiner Linse eine riesige Trappe (Vogel, ähnlich dem Roadrunner) ins Wasser gezogen und auf spektakuläre Weise in der Luft zerrissen. Leider hatten wir abermals Pech, aber trotzdem war’s spannend auf der Lauer zu liegen und mit der Milchstraße am Himmel eine neue, ganz tolle Stimmung.
Schließlich ist ihm noch ein anderer spezieller Ort in den Sinn gekommen und da hat er uns den ultimativen Geheimtipp gegeben! So sind wir am nächsten Tag mitten ins Outback, ins absolute Nirgendwo an eine spezielle Stelle am Keep River zum Krokodil-Spotting  gefahren. Hierhin hat sich wahrscheinlich noch kein einziger Touri verirrt und auch wir hätten ohne Greg’s akkurate, aufgemalte Wegbeschreibung nicht hingefunden. Dort gab’s allerdings keinen sicheren umzäunten Aussichtspunkt, hier mussten wir uns geduckt und ganz leise an die höher gelegenen Uferbänke anschleichen und den Fluss nach Kroks absuchen. Das war unheimlich, spannend und aufregend zugleich 😀 Vorallem in den Momenten, als wir sie nur aus wenigen Meter Entfernung ins Wasser haben Platschen hören und dann ihre riesige, bestienhaftige Schnautze durchs Wasser haben gleiten sehen. Dahinter konnte man ein Stück ihres Rückens an der Wasseroberfläche erkennen, der uns echt einen Schauer über’n Rücken hat laufen lassen, denn man konnte gut erahnen, wie krass massiv, breit und lang sie sein mussten. Faszinierend und furchteinflößend!
Überrascht waren wir nur, dass selbst die größten Krokos ins Wasser geflüchtet sind, als wir ihnen zu Nahe gekommen sind. Ob sie sich dann unbemerkt wieder anschleichen wollten oder ob sie tatsächlich schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben blieb offen.
Am nächsten Morgen haben wir uns mit Greg im Cafe getroffen und ihm von unserem Adventure in voller Begeisterung berichtet – jetzt schien auch er selig 🙂 Danach hat er uns nicht nur sein kleines Atelier gezeigt (Tolle Bilder und Fotos), sondern auch noch 2 große Packungen eingefrorene Mangos geschenkt. Die im Übrigen himmlisch lecker waren! Er lebt in Mitten einer Mangofarm, ist das nicht ein Traum?!

Mit der Ankunft in Darwin ging unser kleines Australien Intermezzo leider schon zu Ende. Ein bisschen Bammel hatten wir noch vor der Abgabe unsres Toyota Hilux, an dem die 7500 km nicht ganz spurlos vorbeigegangen sind, wir immerhin 5000 € Kaution hinterlegt hatten und Apollo nicht unbedingt den besten Ruf hat – die Abgbe verlief aber total reibungsfrei.

Bevor wir als letztes noch Sri Lanka erkunden, mussten wir nur noch eine Nacht im Darwin Airport, 6h im Singapur Airport und zwei Kurzflüge in der asiatischen Holzklasse hinter uns bringen (Knauser am Reisen halt).

PS: Von den schrecklichen Anschlägen in Sri Lanka haben wir zum Glück auch nur aus den Nachrichten erfahren. Uns geht’s gut! Die Ausgangsperre hat uns nur bei der Restaurantsuche ein bisschen eingeschränkt. WhatsApp und andere Social Media sind von der Regierung derzeit lahmgelegt.

Geschrieben aus Purnululu, Western Australia, Australien.

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