Bali & Sumatra oder auch ‘Planet der Affen’

Veröffentlicht von

Bali könnte zu dem, was wir bisher auf unserer Reise gesehen und erlebt haben, kaum unterschiedlicher sein:
Diese kleine Touri-Insel in dem riesigen Entwicklungsland im Kampf gegen Erdbeben und Vulkanausbrüche platzt gefühlt aus allen Nähten. Schlechte Straßen, Lärm, Hupen, Auspuffabgase und Staub sind die Konsequenz aus dem 24/7 tobenden Straßenverkehr, der im Übrigen aus einem Meer aus Rollern und nur wenigen Autos besteht. Ortschaften gehen quasi nahtlos ineinander über, man sieht nichts als Häuser und Menschen, es wirkt völlig überfüllt, wo man hinschaut türmen sich Berge an Plastikmüll, die gerne am Straßenrand verbrannt werden, keiner scheint sich um die aufsteigenden, bräunlichen, stinkenden und vorallem giftigen Rauchwolken zu scheren, wohl auch deswegen tragen die meisten Rollerfahrer einen Atemschutz.
Nichtsdestotrotz scheinen die Balinesen zufrieden. Sie gehen ganz normal ihrem Alltag nach, zur Schule, zur Arbeit und haben meist ein breites Lächeln im Gesicht. Je weiter wir den sehr touristischen Süden hinter uns gelassen haben und mit dem Roller immer tiefer in der Pampa gelandet sind, umso ärmlicher aber auch umso fröhlicher haben die Menschen auf uns gewirkt. Wenn sie uns schon aus der Ferne haben anknattern hören, haben sie uns kräftig zugwunken (vorallem die Kids), uns angelächelt und hatten einfach sichtlich Freude über uns hellhäutigen Rollerfahrer. Vielleicht fanden sie auch einfach nur spaßig, dass ich öfter Mal vom Roller steigen musste, da wir mit unseren PS zu zweit den Berg niemals hoch gekommen wären und schon langsam rückwärts gerollt sind ? Wie auch immer wir es hätten deuten können, ihr herzliches Lächeln war ansteckend und hat widerum uns eine kleine Freude bereitet ? Die Touristädtchen hingegen waren ein bisschen anstrengend, denn einfach mal gemütlich über den Markt oder durch die Gässchen schlendern war kaum drin. Meist wollten sie einem partout was verkaufen und haben dabei nicht davor zurückgeschreckt, einen am Arm zu packen oder im Vorbeilaufen einen Sarong umzubinden, den ich dann ganz plötzlich toll finden soll?! Peter hat irgendwann den Spieß herum gedreht und versucht, den Verkäufern unser Obst anzudrehen und ging mit ihnen in Verhandlungen. Sichtlich irritiert über den Rollentausch haben sie völlig vergessen, uns ihren Kram zu verkaufen ? Aufgrund der Nebensaison, aber wohl auch generell, scheinen momentan vergleichsweise wenig Touristen hier Urlaub zu machen und die Leute daher entsprechend verzweifelt zu sein.
Ansonsten sind die Menschen äußerst gläubig, auf Bali vor allem hinduistisch. Sie begegnen einem meist sehr respektvoll und höflich (mit Ausnahme so mancher Marktverkäufer). Sie bedanken sich stets mit einer leichten Verbeugung mit vor dem Kopf gefalteten Händen und einem kleinen Lächeln. Der Hinduismus begegnet einem tagtäglich und unweigerlich überall: Mehrmals am Tag werden kleine Schälchen mit Opfergaben und Räucherstäbchen vor jeden Hauseingang gelegt, an jede Straße und jede Kreuzung. Die Wohnhäuser ansich sind traditionell wie kleine Tempelanlagen gebaut und jedes besitzt den eigenen Haustempel. Davon abgesehen gibt es wohl über 20.000 öffentliche Tempel auf dieser kleinen Insel, Kreisverkehre werden meist von einer überdimensional großen Hindu-Figur geziert und täglich hört man irgendwo die krummen Glockenspiele aus einem Tempel erklingen und sieht die Balinesen in traditioneller Tracht dahin pilgern. Einmal wurden wir sogar zu einer eingeladen, als wir langsam dran vorbei gerollt und neugierig rüber gelinst haben. Uneingeladen sollte man sich übrigens nicht einfach dazu gesellen, schon so haben uns alle wie Außerirdische angeschaut. Aber sie waren sehr nett, haben extra ein Mädel ausgedeutet, die versucht hat, uns den Sinn dieser Feier auf Englisch zu erklären. Hat zwar nur so mäßig geklappt, aber schließlich zählt der Wille und die nette Geste.
Mitten, zwischen und/oder hinter all dem Dreck liegen – wenn man’s auch kaum glauben mag – riesige, gepflegte, grüne Reisfelder, Vulkane, tiefer Dschungel und durchaus schöne Sandstrände. Endlos fasziniert waren wir von den haarigen Bewohnern der Insel, die uns Menschen gar nicht so unähnlich sind und wahrscheinlich gerade deshalb so faszinierend und trollig: Die Affen ? Sie trifft man im Stadt-Wäldchen, an Tempeln oder hocken auch mal unbeirrt am Straßenrand und beobachten den chaotischen Verkehr. Herzallerliebst! Wobei man stets auf der Hut sein muss, so manch einer lauert irgendwo im Gebüsch, auf einer Mauer oder Baum, um einen im nächsten Moment anzuspringen, Handtaschen und Rucksäcke nach Essbarem zu durchwühlen, Brillen von der Nase zu klauen oder Handys und Kameras zu stibitzen. Sie sind überaus flink, schnell und sehr gerissen!
Das war unser Eindruck von Bali und wenn uns jetzt jemand fragen würde, ob wir Bali empfehlen könnten, würden wir uns wahrscheinlich ein bisschen schwer tun. Wir hatten sehr schöne und lustige Momente, durchaus lohnenswerte Ecken erblickt und schöne Aussichten genossen, extrem lecker gegessen, für uns neue exotische Früchte entdeckt, dabei alles spottbillig, aber insgesamt hat es uns jetzt nicht völlig geflasht. Aufgrund des schweren Erdbebens 2018 war die geplante Besteigung des Mount Rinjani auf der Nachbarinsel Lombok leider nicht möglich, was sehr schade war und sicher total fett gewesen wäre.

Kleine witzige Sidestory:
In Ubud, einer der Touri-Städtchen auf Bali, hatten wir ein unglaubliches Erlebnis der anderen Art – denn dort haben wir bei einem Spaziergang tatsächlich Lily wieder getroffen, die wir zusammen mit ihren Eltern und ihrem schwedischen Freund auf dem Hump Ridge Track in Neuseeland kennengelernt haben. Und dann schlendern wir Monate später ganz unverhofft aneinander vorbei, schauen uns an, bei allen gingen sofort die Rädchen los “woher zum Teufel kennen wir uns bloß?!” und dann, bäääm, lagen wir uns auch schon lachend & freuend in den Armen ? Völlig verrückt!

Über Sumatra können wir gar nicht so viel erzählen, hier sind wir lediglich vom Flughafen 4h lang mit dem Taxi nach Bukit Lawang gefahren und exakt dieselbe Strecke wieder zurück. Dazwischen lag ein 2-tägiger Dschungel-Track, mit dem wir uns einen kleinen Traum erfüllt haben: Einmal einen wilden Orang Utan hautnah zu erleben. Sooo viele Möglichkeiten hat man dazu nicht, weltweit sind sie auf nur 2 Inseln zu Hause: Sumatra und Borneo. Da wir gerade zufällig in der Nähe waren, sprich, nur paar Inseln entfernt, haben wir uns für den Kurztrip entschieden. Mit unserem Guide Ian gings ab durch den wilden Dschungel. Allein, dass wir stundenlang auf- und abgekraxelt sind, ständig in die Büsche geschaut, irgendwelchen Geräuschen gelauscht und die Baumwipfeln nach den ‘Waldmenschen’ abgesucht haben, war schon ganz aufregend und abenteuerlich. Als dann endlich das erste Orang Utan Weibchen vor uns von Baum zu Baum geschwungen ist, uns erspäht hat und direkt vom Baum runter geklettert, um auf uns zu zulaufen – war völlig irre! Wie angewurzelt standen wir da, vor Aufregung, Freude und Respekt! Ian hat uns zuvor schon vor Mina gewarnt: Sie ist keine Wilde, sondern wurde von Menschen groß gezogen, von denen sie wohl gequält und mit einem Messer attackiert wurde. Entsprechend ist sie den Menschen gegenüber nicht sehr wohl gesonnen und kann durchaus mal aggressiv werden und zubeißen. Aus diesem Grund mussten wir einen kleinen Sicherheitsabstand einhalten und stets zum Wegspurten bereit sein, sollte Mina einen schlechten Tag haben. War aber alles halb so wild, mit paar Banänchen konnte Mina bei bester Laune gehalten werden. Kurz darauf hat sich noch ihr süßes Baby Utan dazu gesellt, was sich noch recht ungeschickt angestellt hat, vorallem beim Schwingen. Zu witzig :)) Den Abend und die Nacht haben wir dann in unserem ultra coolen Baumhaus verbracht, das auf einer kleinen Anhöhe gelegen war mit Blick von oben in den Dschungel hinein. Überragend! Zum Dinner wurden wir noch fürstlich bekocht und mit Kartentricks vom Guide bei Laune gehalten. Perfect Day! Nächsten Frühs gabs noch eine lustige Showeinlage der “Punky Monkeys” (der Frisur wegen), die überall ums Baumhaus herum in den Bäumen herum geschwungen sind, uns beobachtet und auf ein bananiges Frühstück gelauert haben. Die flinken Kerlchen waren zu trollig. Nur schwer konnten wir uns davon lösen, aber gegen Mittag mussten wir dann aufbrechen, damit wir pünktlich mit dem “Jungle-Taxi” zurück ins Dorf raften konnten. Mega gut!
Dann, ganz unverhofft, hatten wir doch noch das Glück, einen echten wilden Orang Utan ganz nahe zu sehen. Wir waren gerade auf unser Raft gestiegen und einige Meter getrieben, als wir die Utan Dame am Strand entdeckten. Man hätte ihr den ganzen Tag einfach nur dabei zuschauen können, wie gemütlich sie von Baum zu Baum hangelt, auf einem Ast chillt, uns anguggt, paar Blätter ißt, whatever – einfach faszinierend. Was ein geniales Abschiedsgeschenk! Von dieser Tour waren wir mega geflasht und endlos begeistert.
Am Nachmittag haben wir noch einen kurzen Ausflug zur Fledermaus-Höhle gemacht, wo uns noch so einige andere (gruselige) Tierchen begegnet sind, uäääh!

Tja, und am nächsten Morgen gings schon wieder an den Flughafen, inkl. 4h Holperfahrt (für die lächerlichen 120km) durch endlose Palmöl-Plantagen, um als nächstes in Australien die Kängurus & Krokos an der Westküste aufzuscheuchen.

Geschrieben aus Ubud, Bali, Indonesien.

2 Kommentare

  1. Wau, der Orang Uthan Trip war bestimmt der Hämmer, kann ich mir volle vorstellen, dass das flasht, wenn da plötzlich so ein Kerle, bzw. erstmal die Mina angeschwungen kommt….Und so ein Baumhaus ist bestimmt ne dolle Sache, wie ist es da eigentlich mit Fliegen und Malaria, ect..?

    1. Mina war schon irgendwie hart. Es war deutlich, dass auch die Guides Respekt vor ihr hatten. Cooler fand ich wirklich den letzten zum Schluss! Der war zu drollig und so unbekümmert…
      Mücken gab’s schon, vor allem im dichten Gestrüpp. Haben uns halt ordentlich eingesprüht:-)
      Im unserem Baumhaus zum Glück gar nicht, da schön luftig auf dem Berg.

Kommentar hinterlassen