Southcoast – Catlins and the Hump

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Am 05. Dezember sind wir von Dunedin aufgebrochen, um die rauhe Südküste der Südinsel zu erkunden.

Zuvor haben wir aber noch einen kleinen Abstecher gewagt und sind zunächst Richtung Westen gefahren, von der Küste ins Landesinnere. Wir hatten nur 2 Tagesziele:

1. Dem Regen zu entkommen
2. Die Old Dunston Road durch den Rocks-n-Pillar Park zum Rohan Fischerdorf am See zu fahren (mal wieder ein Herr der Ringe Drehort, konkret: Der Warg-Überfall).

Wir wussten, dass die Straße nach Rohan ohne Allradfahrzeug schwierig werden könnte, besonders nach & während Regen – alle Grundvoraussetzungen es nicht zu tun waren somit erfüllt. Dennoch sind wir los – die Sonne kam raus und nichts schien uns aufhalten. Los ging es auf einer gut geteerten Straße, später dann auf Schotter, aber auch da ließ es sich prima fahren, wenn auch langsamer. Die erste Hürde begegnete uns recht schnell: Ein schmaler flacher Fluß, der aber ganz easy zu überqueren war.
Trotz gegenteiliger Vorhersage hat es nach einer Weile doch wieder angefangen zu nieseln, der Weg hat immer häufiger von Schotter zu Sand gewechselt, es fing immer heftiger an zu regnen, Sand wurde zu Matsch. “Jetzt bloß nicht zu langsam fahren oder an der falschen Stelle stehen bleiben, sonst stecken wir wieder fest, wie damals auf der Zufahrt zum 90-Mile-Beach”. Sind dann einfach zügig drüber und kein einziges Mal stecken geblieben, aber trotzdem waren diese Momente immer wieder spannend.
Auf Schotter ließ es sich generell super fahren, wenn denn die Spur- und Regenrillen nicht zu tief waren. Hatten etwas Schiss um unseren Unterboden und vor allem den dort angebrachten Abwassertank, aber sind dennoch kontrolliert drüber gebrettert und nur einmal gabs kurz ein böses Klonk Geräusch unter uns.
Ein Stück weiter hatten wir zum ersten Mal eine echte Herausforderung vor uns: Ein ausgewaschenes, unebenes Sand-Schotter-Bett! Poah, was machen wir nun? Wenden und zurück? Nööö, erstmal sind wir ausgestiegen (mittlerweile hat es richtig geschüttet), Lage gecheckt, überlegt wo man entlang fahren könnte, paar Steine weg getragen, die Reifenspur “vermessen”, störende Sandhügel mit dem Fuß platt gestampft oder zur Auffahrrampe ummodelliert. Und dann: Arschbacken zusammen, fett Anlauf und mit Vollgas in Slalomformation drüber!!! War dann eigentlich ganz easy & wir konnten  aufatmen & lachen vor Erleichterung.
Die nächsten Kilometer ging es relativ entspannt weiter, aber es regnete immer heftiger, die Wege wurden noch schlammiger und die Spannung auf kommende Hindernisse wurde immer größer. Zu Recht, wie sich dann ganz schnell heraus stellen sollte: Vor uns lag eine völlig von Wasser ausgewaschene Straße, mit richtig tiefen Spurrillen und generell war alles ziemlich matschig. Ausweichmöglichkeiten: Keine! Also gings wieder einmal raus in den strömenden Regen, den Weg und die Lage genauer auschecken, nachdenken, abwägen… und durch!
Ein paar Kilometer später war dann leider wirklich Schluss. Ordentlich Matsch, tiefe Spurrillen und Schlaglöcher und das auch noch abschüssig. Selbst wenn wir heil runter gekommen wären, wieder hoch hätten wir es sicher nicht geschafft, wenn wir dann doch hätten umdrehen müssen. Nachdem wir 2h für 40km gebraucht haben, haben wir den Vernunftsmodus wieder eingeschaltet und sind umgedreht (auch das schon ne Herausforderung!). Auweija, das war was 😀
Beide Tagesziele haben wir ganz klar nicht erreicht, gelohnt hat sich der Trip dennoch alle mal, denn die Landschaft war trotz Regen atemberaubend. Und so ein kleines Abenteuer macht schon immer wieder Laune! Weil’s so schön war, sind wir auf halbem Rückweg einfach an der Seite stehen geblieben, haben die Aussicht genossen, gekocht und sogar dort übernachtet. Mega cool, wie flexibel man mit solch einem Campervan doch ist; “da gefällt’s mir, da bleib ich”. Ist zwar nicht überall so einfach, denn sehr häufig ist das Übernachten an den schönsten Ecken explizit nicht erlaubt! Auf die Old Dunston Road hat sich an dem Tag aber kein Zweiter getraut – wieso denn bloß?! 😛

Am nächsten Tag ging’s wieder zurück an die Ostküste und diese sind wir dann gemächlich durch die Catlins gen Süden  gefahren.

Da lagen dann der Nugget Point Leuchtturm und die Surat Bay auf dem Weg. An der Surat Bay haben wir einen schönen Strandspaziergang zur Canibal Bay unternommem. Unterwegs sind uns 2 riesige Seelöwen begegnet – einer fühlte sich von uns wohl gestört und kam dann paar Meter auf uns zu galoppiert! Ja genau, galoppiert! Das war zum totschießen komisch und respekteinflößend zugleich. Wahnsinn, wie sich diese große unförmige Masse (bis zu 500kg) so schnell in Bewegung setzen konnte. 5 Meter vor uns blieb er abrupt stehen und hat seinen “Hals” richtig lang gemacht, nach dem Motto: Bis hier her und nicht weiter Leute!

In den kommenden Tagen haben wir uns auf dem Weg ein paar Wasserfälle angeschaut, waren am Lake Wilkie spazieren, haben uns den Slope Point angeschaut, dem südlichsten Zipfel der Südinsel und gefühlt auch dem Windigsten; die Wuchsrichtung der Bäume konnte das eindrucksvoll unterstreichen. Ebenso windig war es im Anschluss am Waipapa Point Leuchtturm. Ganz bezaubernd war unsere Übernachtung und der Spaziergang am Monkey Island Beach. Hatten einen echt schönen Sonnenuntergang. Tags drauf haben wir einen kurzen, aber steilen Marsch zum Lake Hauroko Lookout gemacht. Von da oben hatte man eine schöne Sicht auf den tiefsten See Neuseelands und die ersten richtigen Berge hinter den vorderen grünen Hügelchen, teils noch mit Schnee bedeckt. Sehr idyllisch.

Ein weiteres Highlight dieses Tourabschnitts war dann der Hump Ridge Track:
3-Tages-Wanderung inkl. Jetboat-Fahrt auf dem wilden Wairaurahiri Fluß zurück! Tagelang haben wir hin und her überlegt, welche der vielen möglichen Routen wir wandern wollen. Die Geläufigste war uns definitiv zu kostspielig. Die Übernachtungen in den Lodges sind völlig überteuert, für das, dass sie nichts bieten, außer ein Etagen-Bett in einem Mehrbettzimmer, Essen & Getränke musste selber mit schleppen oder eben ordentlich für zahlen (Für Tütenfutter!), kein WLAN, Duschen extra. Die günstige Alternative war uns mit zwei 9h-Tagen, zT nicht markierte Tracks und Zelten auf der Ridge bei der Wetterlage zu riskant.
Letztlich haben wir uns im Track Office von Leon beraten lassen. Ein ganz sympathischer junger Kiwi-Kerl, dessen Freundin aus Bremen kommt und zufällig auch noch in Mannheim studiert hat. Er hat selbst hat schon einige Routen ausprobiert und konnte uns daher super Tipps geben. Er bemerkte auch recht schnell, dass wir nicht bereit waren so viel Geld in nichts bietende Unterkünfte zu zahlen – selbst er fand es ungerechtfertigt teuer – also gab er uns auf die “Percy Burn” Hütte eine Ermäßigung oder anders gesagt: Eine Übernachtung kostet pro Person 60 NZD und er hat diese nur für 1 Person gebucht 😉 Das war sehr großzügig und noch dazu nicht ganz legal. Aber er meinte, dass das dort niemand überprüft und wir die einzigen dort sein werden. Also kein Problem.
Am Morgen vom 11. Dezember wurden wir vom Visitor Center zum Startpunkt chauffiert. Haben dort unsere je 7 und 14 Kilo Rucksäcke aufgeschnallt und los ging’s. Eine gegen Ende sehr steile, aber traumhafte Strecke auf den Hump Ridge hoch. Unten saftig grüner Dschungel und oben, kurz vor dem Gipfel ein echter Märchenwald, indem Moos wie Lametta von den Bäumen runter gehangen hat. Noch dazu war der Märchenwald von tiefhängenden Wolken umgeben, was das Ganze noch mystischer gemacht hat. 6h30min, 22 Kilometer und 1000 Höhenmeter später, gabs knapp über der Baumgrenze erstmal heißen Kakao und ein Kaminfeuer in der Okaka Lodge. Und für 10 NZD eine 4 minütige heiße Dusche (wenn schon denn schon!). Nach dem Abendessen und bisschen chillen vorm Kamin, sind wir dann noch eben hoch auf die Ridge – und da wurden wir mit einem wahnsinns schönem Sonneruntergang belohnt! Gigantisch! Das i-Tüpfelchen war, dass alle anderen Gäste lieber in der Lodge geflätzt haben (die Faulpelze) und wir diesen Moment ganz für uns hatten ? Fein war auch, dass Matt, der coole Lodge-Wächter aus Südafrika,dafür gesorgt hat, dass wir das 8er-Zimmer für uns alleine haben (Doppelzimmer hätte 100NZD extra gekostet) – ziemlich nett von ihm. Solch kleine unerwartete Gesten und Dinge sind so wertvoll und könnem einem richtig Freude bereiten.
Am 2. Wander-Tag (12. Dezember) haben wir erstmal fett ausgeschlafen, gemütlich Porridge gefrühstückt, heiße Schoki getrunken und wieder auf der Couch vorm Feuer geflätzt. Wir hatten nicht mehr so viele Kilometer bis zur Percy Burn Hut vor uns, wollten es daher gemütlich angehen lassen und vorallem alle anderen den Vortritt lassen, damit wir unterwegs schön unsere Ruhe haben 😉 Wobei man sagen muss, dass alle dort sehr angenehme & sympathische Neuseeländer waren (krass, mal keine Touris, nicht mal Deutsche!). Hatten ein paar echt nette Gespräche beim Abendessen und chillen.
So war der Plan und alles kam anders:
Matt kam auf uns zu und sagte ganz aufgeregt, dass einer der Gäste seine Tabletten vergessen hat. Wahrscheinlich sind sie wichtig, denn er wisse, dass dieser ältere Mann schwer krank sei. Er hat uns gefragt, ob wir die Tabletten mitnehmem würden, da wir ja ebenso wie der ältere Herr in der Port Craig Lodge übernachten würden. Wir haben gesagt, dass wir so weit nicht laufen werden, denn wir schlafen eigentlich in der Percy Burn Hut. Wir hatten ihm angeboten auf Grund der Dringlichkeit trotzdem zur Lodge zu laufen, sollten wir den Mann nicht eher einholen, aber diesen Umstand wollte er verhindern. Also hat er das Visitor Center angefunkt, um nach einer anderen Lösung zu suchen. Dabei hat er natürlich nichts ahnend erzählt, dass wir 2 in die Percy Burn Hut gehen. Daraufhin überprüfte der Chef vom Visitor Center (der uns von Anfang an schon unsympathisch war) unsere Buchung und stellte natürlich fest, dass nur 1 Person gebucht wurde. Soooo ein ärgerlicher Zufall! Nach dem Funkkontakt meinte Matt, wir sollten uns telefonisch beim Visitor Center melden, denn sie wären davon ausgegangen, wir würden in der anderen Lodge übernachten?! Das war natürlich nur ein Vorwand, wir wussten genau, warum wir anrufen sollten: Wir waren “aufgeflogen”. Natürlich haben wir uns direkt beim Chef gemeldet und dieser A**** beschimpfte uns, wir hätten ihn abgezockt. Wir haben uns dumm gestellt, weil wir ja auch den Leon nicht reinreiten wollten. Zahlen wollten wir aber auch nicht. Grrrr! Nun gut, jetzt mussten erstmal die Tabletten an den Mann gebracht werden – das hatte definitiv Prio, alles andere hatte Zeit! Da es keine andere Möglichkeit gab, haben wir die Tabletten doch mitgenommen und Matt hat sich bei uns vorab schon mal bedankt. Dann haben wir geschaut, dass wir schnellstmöglich den Gimpfel runter kommen, damit der Arme noch rechtzeitig seine Medizin bekommt. Nach bereits 2h haben wir den alten Mann und seine Familie zum Glück eingeholt, puh, da fiel uns ein riesen Stein vom Herzen! Er scherzte noch zum Abschied und meinte “Ich vergesse jetzt meinen Rucksack, tragt ihr mir den dann auch runter?” 😀
Jetzt waren wir in Gedanken wieder ganz bei der Percy Burn Hut und den zusätzlichen 60 NZD. Kurz war unsere Stimmung getrübt! Nicht, dass wir die Kohlen nicht gehabt hätten, aber es widerstrebte uns von Anfang an für eine solche Hütte 120 NZD für 2 Personen (eine Nacht!) auzugeben. Diese Art von unbetreuten Hütten gibt’s in Neuseeland sehr verbreitet und die Kosten normalerweise zwischen 5 und 15 NZD pro Nase. Am Abend zuvor hatten wir zufällig in der Okaka Lodge einen Werbe-Flyer gelesen: Die Waitutu Lodge, Maori geführt, 35 NZD pro Person, pro Nacht! Inkl. Doppelzimmer und heißer Dusche! Hmmm, dazu müssten wir heute noch paar Kilometer dran hängen, dafür aber erspart uns das die komplette Wanderung am 3. Tag, da wir dann bereits am Ziel wären und
Von diesem Plan waren wir beide schnell überzeugt und sind dann mit bester Laune & auf direktem Weg zur Waitutu Lodge marschiert. Die zusätzlichen 8km haben sich aber ganz schön gezogen und jeder einzelne Meter war plötzlich super anstregend. Es ging zwar nur gerade aus in flachem Terrain, aber dafür mussten wir durch richtig tiefen Matsch stampfen. Irgendwann um 16 Uhr haben wir dann endlich die Lodge erreicht und wurden von 2 echt süßen Hunden empfangen – Sophie & Mel. Zwei Wildschweinjagende Hunde mit Garmin-GPS-Halsband, damit die Beute auch abgeholt werden kann. Die beiden Pächter, Pete & seine Frau (Namen leider entfallen?!) waren ebenfalls ganz sweet. Haben alles fix für uns vorbereitet – denn wir kamen unangemeldet & waren dazu die einzigen Gäste. Sofort wurde der Holzofen angeschürt, u.a. für die heiße Dusche, Handtücher gerichtet, Duschgel & Shampoo gebracht und mehrmals erwähnt, dass wir so lange duschen sollen wie wir möchten, es kostet auch nichts extra (hmm, haben wir echt sooo krass gemüffelt?) :-)) Sie hat mehrmals gefragt, ob wir wirklich genügend Essen dabei hätten, denke, sie hätte uns sicher von ihrem lecker duftendem Eintopf gegeben. Nach einem kleinen Spaziergang zum Strand, waren nur 4 Gehminuten bis hin, sind wir dann unter die heiße Dusche gehüpft – schon das 2. Mal innerhalb von 2 Tagen, was ein Luxus für uns und was für eine Wohltat nach so einer 2-Tagestour! Waren immerhin nochmal 22km, 1000 Höhenmeter bergab und 300m hoch. Nach so einem Tag gibt’s nix geileres wie ordentlich “nei haun”! Und da wird selbst billige Tüten-Cabonara & Tüten-Thai-Chicken zum Festschmaus! Danach haben wir noch eine Runde gescrabblet und sind dann ziemlich erschlagen, mit müden Beinen & Füßen ins Bett! Grunz, schnaaaaarch…
Bis wir morgens, am 13. Dezember, um 8:30 Uhr von einem Helikopter geweckt wurden. Direkt vor unserem Fenster auf der Wiese. Ein kleines Spektakel für uns 🙂 Das waren Freunde der Familie, die regelmäßig zum helfen kommen und auch jede Menge Zeugs mitgebracht haben; Lebensmittel, Kuchen, Kühlschrank, Farbe, Werkzeug…
Gegen 10 Uhr haben wir uns noch schnell zu einer kurzen Wanderung aufgemacht, zum Crombie Creek – von Pete empfohlen und es hat sich volle gelohnt. Ein wunderschöner Ausblick. Wenn wir uns teilweise auch durch mannshohes Gestrüpp kämpfen mussten und wir paar Mal an fiesen Stacheln hängen geblieben sind. Gegen 12:30 Uhr waren wir zurück, genau richtig, denn wir wurden dann spontan zum BBQ eingeladen, sehr lieb von denen. Mensch war das lecker! Haben ordentlich rein gehauen, da gabs so geiles Fleisch. U.a. feinstes Filet vom Hirsch ? und auch die erste richtig geile Bratwurst. Um 14 Uhr hat dann der letzte Abschnitt unserer 3-Tagestour begonnen: Eine flotte Fahrt mit Neuseelands coolster Erfindung dem Jetboot über den Wairaurahiri River, mit knapp 200m Gefälle auf ca. 30km einer der steilsten Flüsse Neuseeland gings gegen die Strömung volle ab! War eine coole Action zum Abschluss und gab uns vom Wasser aus noch einen anderen Einblick in die Regenwälder Fjordlands.

Coming up: More rainy days in Fjordland! Jetzt beginnt de facto schon unser Heimweg…

Geschrieben aus Slope Point, Southland, Neuseeland.

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